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PCT 2019 – Tag 5: Tentsite Meile 59,7 – Scissors Crossing (Mi 77,3) / Stagecoach Trails RV Resort: 17,6mi / 27km

Nach einer stürmischen Nacht startete der Tag mit einem wunderschönen Sonnenaufgang (von dem ich leider kein Bild gemacht habe). Da hier so viele gezeltet haben, waren natürlich nur begrenzt schwere Steine vorhanden um die Heringe zu beschweren.

Bei zwei meiner Heringe war das Gewicht der Steine wohl leider nicht groß genug um sie im Boden zu halten, sodass gegen halb 12 auf einmal mein Zelt zur Hälfte eingefallen ist. Im Halbschlaf habe ich mich dann erstmal minutenlang gewundert, wieso denn jetzt auf einmal die Zeltdecke so nah an meinem Gesicht dran ist, bis ich verstanden habe was eigentlich los ist. Zum Glück konnte ich das aber relativ schnell reparieren indem ich die Heringe an einer Stelle ein paar Zentimeter daneben wieder in den Boden geschlagen und erneut mit Steinen beschwert habe. Das hat dann glücklicherweise auch für den Rest der Nacht gehalten. Ein paar andere Wanderer hatten ähnliche Probleme. Natürlich hatte ich dann bei jeder stärkeren Windböe Angst, dass das gleiche nochmals passiert und bin dadurch immer wieder aufgewacht.

Wobei ich im Zelt sowieso immer mehrmals in der Nacht aufwache und mich dann auf die andere Seite drehe, weil irgendwann meine Hüfte, mein Knie oder irgendetwas anderes weh tut. Auf dem Rücken schlafen geht bei mir auf der Isomatte irgendwie fast gar nicht. Allgemein schlafe ich aber sehr gut und bin morgens immer gut ausgeschlafen. Meistens legt man sich hier aber auch spätestens gegen 20 oder 21 Uhr ins Zelt und schläft dann auch dementsprechend früh schon. Dadurch hat man genug Schlaf um problemlos schon um 5 Uhr wieder aufstehen zu können. 

Auf den ersten drei Meilen kam ich nur sehr langsam voran, da dort genau an diesem Tag ein Trail Running Rennen statt fand. Der Weg war meist nicht breit genug für zwei Leute nebeneinander. Daher mussten wir Wanderer immer wieder zur Seite treten, um die Teilnehmer passieren zu lassen. So kommt man natürlich nur schwer in Gang und ich war froh, als die Laufstrecke sich endlich wieder vom PCT abtrennte. Bis dahin war es aber schon so spät (d.h. ca 10 Uhr), dass es wieder anfing sehr heiß zu werden. Nach einem Abstieg zu wunderbar gelegenen Zeltplätzen ging es nun für längere Zeit wieder bergauf, immer an der Bergseite auf einem schmalen Pfad entlang. Hier waren wir zwischendurch eine kleine Kolonne von bis zu 10 Wanderern, was sich aber durch verschiedene Pausenzeiten wieder schön verteilte. Zwischendurch traf ich eine Hikerin, die ich schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hatte. Wie wir aber schnell festgestellt haben, hatten wir in der Nacht davor sogar am gleichen Platz gezeltet. Aufgrund des schlechten Wetters ist dort aber nach dem Zeltaufbau jeder schnell in sein Zelt verschwunden, sodass wir dies nicht bemerkt haben. Und morgens sind wir wohl mit einem Abstand von ca einer halben Stunde aufgebrochen, sodass wir uns da auch nicht gesehen haben.

Es ist schon lustig, wie man manchmal den ganzen Tag über nur 10-20 Minuten von einer anderen Person entfernt unterwegs ist, sich aber nie sieht, weil man etwa gleich schnell läuft und gleich oft und lang Pausen macht. Es ist mir tatsächlich auch schon passiert, dass ich 3 Stunden unterwegs war, ohne irgendjemanden zu sehen. – Nur um dann nach der Ankunft am Übernachtungsplatz festzustellen, dass jemand die ganze Zeit über relativ nahe hinter mir war, mich aber ebenfalls nie gesehen hat. 

Heute gab es auf großen Teilen der Strecke wieder sehr viele wunderschöne Wildblumen zu sehen. Bei so einer schönen Umgebung macht das Wandern gleich noch viel mehr Spaß!

Die letzten Meilen bis Scissors Crossing waren sehr anstrengend, auch aufgrund meiner immer größer werdenden Blase. Alle anderen schleppten sich aber auch nur noch voran. Die Aussicht auf ein gutes Essen und eine heiße Dusche ließ uns aber auf den letzten Metern wieder schneller werden. Hier trennten sich dann die Wege – einen Teil zog es in die Stadt nach Julian, weil sich dort einige Resupply Pakete hingeschickt haben. Die anderen machten sich auf den Weg zum nahegelegenen RV Resort. 

Hier kann man als Thruhiker für 10$ / Nacht (inklusive Dusche, WLAN und Pool-Nutzung) übernachten. Es gibt sogar extra für PCT-Hiker reservierte Plätze. Von 9:30-16:00 gibt es sehr leckeres warmes Essen, vor allem die Burger sind absolut empfehlenswert! Der kleine Laden bei der Rezeption hat fast alles was man als Wanderer so braucht. Die Preise sind ebenfalls vollkommen in Ordnung. Man kann sich hier also problemlos mit Essen für den nächsten Teil der Strecke eindecken. Für 2,25$ kann man auch endlich das erste Mal auf dem Trail seine Wäsche wieder waschen. Es ist richtig toll zwischendurch wieder mal gut riechende Kleider zu haben. Der Trockner kostet zusätzlich 1,75$.

Auf dem Weg zum RV Resort bin ich tatsächlich das erste Mal auf dem PCT (zusammen mit zwei anderen) getrampt. Zunächst sind ca 20 Autos an uns vorbeigefahren, die uns entweder komplett ignoriert, teilweise aber auch freundlich zugewunken haben (leider ohne anzuhalten). Ein älterer Mann mit einem Campervan hat uns dann aber zum Glück schließlich mitgenommen, sodass wir uns endlich unsere wohlverdienten Burger gönnen konnten. 

Da meine Blase mir den ganzen Tag über Probleme gemacht hatte, beschloss ich hier meinen ersten Zero Day einzulegen. So bekamen meine Füße etwas Pause.

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