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Ein Trekkingabenteuer im Schwarzwald

Die erste mehrtägige Trekkingtour unseres Lebens führte meine Schwester Leonie und mich letzte Woche in den Schwarzwald, genauer gesagt nach Freudenstadt. Eigentlich wollten wir ja nur ein paar Tage campen gehen, aber dann haben wir durch Zufall entdeckt, dass es seit diesem Jahr im Schwarzwald Trekkingcamps gibt, die man nur zu Fuß erreichen kann. Und da waren wir natürlich sofort begeistert.

Da wir drei Tage Zeit hatten und somit zweimal übernachten konnten, haben wir uns für eine kleine Runde von Freudenstadt nach Mitteltal entschieden. Als Grundlage haben wir die offiziellen Routenvorschläge vom Naturpark Schwarzwald in Outdooractive genommen, stellenweise den Weg aber individuell abgeändert. Zudem hatten wir die Kompass-Wanderkarte Nr. 878 dabei, mit der wir sehr zufrieden waren.

Tag 1

Der Weg führt zunächst über gekieste Forstwege. Erst ab der Bismarcksruhe geht der Weg in einen Pfad über. Dieser führt über eine kleine Brücke zu einer Hütte, bei der die erste Rast eingelegt werden kann. Gleich nach der Hütte kommt nochmals eine Brücke, über die man einen idyllischen Bach überquert.
Nach einem sehr kurzen Stück auf einer Forststraße geht es wieder über einen schmalen Pfad bergauf bis zu dem kleinen Örtchen Oberer Zwieselberg und von dort weiter über ein Stück Asphaltstraße wieder in den Wald. Lustigerweise war das kurze Stückchen Asphaltstraße bis zum Wald hinauf der für uns anstrengendste Teil des ersten Tages. Zum Glück kommt danach ein sehr entspanntes Stück, fast ohne Höhenmeter auf einem angenehmen Untergrund. Man ist umgeben von Moosflechten, Bäumen und Farnen. Das war eindeutig der schönste Teil unseres ersten Wandertages.
Danach ging es wieder bergab über mehrere Forststraßen, bis wir schließlich am Camp Kniebis ankamen. Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, wurden zunächst die Füße im angenehmen eiskalten Wasser gebadet und dann das Abendessen gekocht.

Tag 2

Der nächste Tag führte uns zu Beginn wieder abwechselnd über Forststraßen und kleine Pfade bis zur Wasserfallhütte. Hier legten wir unsere erste größere Pause ein. Vor allem die kleinen Pfade bis dorhin haben uns sehr viel Spaß gemacht. Von der Wasserfallhütte ging es über den Wasserfallsteig zum Sankenbacher Wasserfall. Wobei Steig hier nicht als Klettersteig zu verstehen ist. Uns sind auch Familien mit kleinen Kindern entgegengekommen, der Weg ist also für jeden sehr gut machbar. Am Ende des Wasserfallsteigs liegt der Sankenbachsee. Hier haben wir unfreiwillig einen sehr angenehm zu laufenden kleinen Zusatzweg eingebaut, der uns ein Stückchen weiter am Sankenbach entlang und dann wieder zurück zum See geführt hat.

Von hier ging es dann wieder bergauf weiter über eine fast nicht enden wollende Forststraße, an deren Ende dann auch noch ein sehr steiles Stück Weg querfeldein kam. Rückblickend war es wohl dieser Teil des Weges, der dazu geführt hat, dass wir am Abend total fertig waren. Denn danach ging es hauptsächlich im Flachen bzw. manchmal sogar leicht bergab weiter. Am Ende dieses steilen Wegstücks haben wir unsere Mittagspause gemacht. Danach ging es erstmal nur noch schleppend voran, da wir beide Schmerzen an den Füßen, vor allem den Fußsohlen, hatten. Hier machte sich dann langsam die Tatsache bemerkbar, dass es die erste Wanderung seit ca. 5 Monaten war und unsere Füße die Belastung einfach nicht gewohnt waren. Dazu kamen dann noch unsere zu schweren Rucksäcke, da wir für die kurze 3-Tagestour einfach die bereits vorhanden Sachen verwendet haben. Bei der nächsten Tour geht es dann mit der neuen, deutlich leichteren Ausrüstung los.

Unser Lichtblick war dann, dass wir mithilfe von Outdooractive und unserer Wanderkarte einen Alternativweg für den Rest des Weges ab dem Ellbachsee-Ausblick ausfindig machen konnten. Eigentlich war von hier nämlich ein steiler Abstieg gefolgt von einem weiteren steilen Aufstieg bis zum Campingplatz geplant. Dies konnten wir jedoch durch eine fast flache Route mit wenigen Höhenmetern und einem steilen Abstieg am Ende zum Campingplatz ersetzen.

Das nächste Highlight auf unserer Strecke war der Ellbachseeblick. Hier legten wir eine kleine Pause ein um Energie für den Rest des Weges zu sammeln. Das war zunächst nicht wirklich von Erfolg geprägt. Nachdem wir jedoch nach ca. 3 Kilometern eine weitere Pause gemacht und eine Kleinigkeit gegessen hatten, strotzten wir geradezu wieder von Energie. Das lag auch mit an dem sehr schönen Weg, der für die nächsten 4 Kilometer auf uns wartete. Wir sind zu diesem Zeitpunkt den Weg fast schon entlang gerannt. Danach ging es zunächst wieder auf Forststraßen weiter, was für unsere schmerzenden Füße nicht besonders schön war. Das letzte Stück des Weges verlief wieder auf einem angenehmeren Untergrund, jedoch steil bergab und teilweise durchs Gebüsch. Aber da das Ziel nahe war, konnte uns auch das nicht mehr aufhalten. Endlich am Ziel wollten wir dann nur noch unser Zelt aufbauen und die Wanderschuhe ausziehen.

Leider konnte man hier nicht so schön wie am vorherigen Tag in den Bach steigen. Dafür haben wir aber einfach einen Gefrierbeutel mit eiskaltem Wasser gefüllt und diesen auf unsere Füße gelegt. Was für ein himmlisches Gefühl! Da es hier sehr viele Stechmücken gab, haben wir das Abendessen direkt vor unserem Zelt gekocht und dann im Zelt gegessen. Anschließend sind wir endlich in den wohlverdienten Schlaf gefallen. Dieser wurde jedoch gegen halb 3 von einem laut grunzenden Wildschwein gestört, was uns eine Weile wach gehalten hat. Schließlich sind wir aber doch wieder eingeschlafen.

Tag 3

Am nächsten Morgen ging es früh los Richtung Mitteltal. Der Weg dorthin war angenehm zu gehen, hatte jedoch leider nicht mehr viele Highlights zu bieten. Von Mitteltal haben wir den Bus nach Freudenstadt genommen.
So hatten wir im Anschluss noch genügend Zeit zum Barfußpfad in Dornstetten zu gehen und unseren Füßen die wohlverdiente Erholung zu gönnen. Die längere Variante des Barfußpfads ist 2,4 Kilometer lang und führt größtenteils über Rindenmulchwege, wobei zwischendurch immer wieder Teilstücke mit Steinen in verschiedenen Größen, Sand, Glasscherben, Lehm und Ähnliches kommen. Es gibt auch „Hindernisse“ wie ein kleines Kneippbecken, ein Trampolin und Baumstämme zum Balancieren.

Tagesetappen

Tag 1: Freudenstadt – Camp Kniebis (Länge: 16,4km, Höhenmeter: Aufstieg 274m – Abstieg 193m, Dauer: 4 Stunden)
Tag 2: Camp Kniebis – Ellbachseeblick – Camp Bösellbach (Länge: 23.7 km, Höhenmeter: Aufstieg 390m – Abstieg: 321m, Dauer: 6-7 Stunden)
Tag 3: Camp Bösellbach – Mitteltal (Länge: 3.1 km, Höhenmeter: Aufstieg 0m – Abstieg: 116m, Dauer: 0,5 Stunden)

Anreise

Wir sind mit dem Auto angereist und haben es einfach in Freudenstadt in einer Seitenstraße, ca. 10 Minuten vom Marktplatz entfernt, abgestellt. Freudenstadt ist aber auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Übernachtung

Jedes der sechs Trekking-Camps im Schwarzwald verfügt über Stellplätze für drei Zelte und ein Toilettenhaus. Die Übernachtung kostet 10€ pro Zelt. Von Mai bis Oktober kann man dort somit ganz legal im Wald übernachten. Gebucht werden kann die Übernachtung hier.
Da wir bisher nur zwei der Camps getestet haben, können wir zu den anderen nichts sagen, diese beiden haben aber einen sehr guten Eindruck auf uns gemacht. 10€ sind dafür allerdings zu viel, 5€ pro Zelt wären angemessener.

Camp Kniebis:
Ein paar Meter bergauf vom Bach entfernt wurden zwei kleine Plätze angelegt, jeweils etwa groß genug für zwei 2-Personen-Zelte. Zudem gibt es ein kleines Klohäuschen. Direkt am Bach ist eine schöne Lichtung. Leider gab es dort Stechmücken, die jedoch langsam verschwanden, als es dunkler wurde. Da das Ufer relativ flach ist, kann man in den Bach steigen um die geschundenen Füße zu kühlen, was für uns eindeutig eines der Highlights des Tages war. Das Wasser haben wir mit Hilfe eines T-Shirts gefiltert, abgekocht und dann zum Kochen und Trinken benutzt. Das Wasser hier war sehr sauber und hat auch gut geschmeckt.

Camp Bösellbach:
Dieses Camp hat uns zunächst nicht besonders gut gefallen. Das lag hauptsächlich an der im Halbdunkel etwas gruselig aussehenden Schutzhütte, was bei Tageslicht betrachtet dann natürlich Quatsch war. Vor dieser Hütte kann man auf dem nicht gerade flachen Boden direkt neben dem Weg campen. Zum Glück haben wir aber ein Stückchen hinter der Hütte noch eine zum Campen gedachte Holzplattform entdeckt. Die Plattform liegt sehr schön durch Büsche von der Hütte und dem Weg abgeschottet. Diese war auch in der Campbeschreibung erwähnt, jedoch haben wir sie zunächst nicht gesehen, da sie doch etwas versteckt liegt. Vom Klohäuschen aus kann man sie aber gut sehen. Erwähnenswert ist vielleicht auch noch, dass es in diesem Klohäuschen Klopapier gab, was im Camp Kniebis nicht der Fall war. Da wir aber sowieso eine Rolle dabei hatten, war das für uns kein Problem.
Leider gab es auch hier sehr viele nervige kleine Stechmücken, deren Stiche wir allerdings erst am nächsten Tag so richtig bemerkt haben. In diesem Camp muss man zunächst wieder ein Stück den Weg zurück laufen, um Wasser zu holen. Das Wasser haben wir abgekocht und zum Kochen benutzt. Unserem Trinkwasser haben wir Chlortabletten hinzugefügt, da das Wasser leider nicht sehr sauber aussah. Mit einer entsprechenden Behandlung ist es aber dennoch trinkbar.

Wasserversorgung

Wir hatten genug Wasser für ca 1,5 Tage dabei und haben das dann jeweils abends an den Flüssen nahe der Camps aufgefüllt. Das Wasser haben wir abgekocht bzw. behandelt. Eventuell kann man am ersten Tag auch in Oberer Zwieselberg Wasser kaufen bzw. abends einen Abstecher nach Kniebis machen. Allerdings sind wir am Sonntag erst gegen Mittag losgefahren und wollten deshalb die zusätzlichen 4km nicht mehr auf uns nehmen. Am zweiten Tag gibt es unterwegs keine Möglichkeit, Wasser zu kaufen. Wir haben zwischendurch an einem Brunnen direkt neben dem Ellbachseeblick unser Wasser aufgefüllt und dieses natürlich auch wieder behandelt. Ansonsten kann man auch am Sankenbach das Wasser auffüllen.

Fazit

Trotz der am Ende schmerzenden Füße hat uns die Wanderung sehr viel Spaß gemacht und wir können sie auf jeden Fall an euch weiterempfehlen. Es kann allerdings nicht schaden etwas trainierter zu sein als wir. Auch die beiden Camps, vor allem das Camp Kniebis, sind auf jeden Fall empfehlenswert.

Wart ihr schon mal im Schwarzwald wandern? Habt ihr Tipps für weitere Trekkingtouren in Deutschland?


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